Dienstag, 20. Dezember 2016

Charakterisierung Medea


Mit der Figur der Medea wird zunächst ein grausamer Kindsmord assoziiert, doch an der Enkelin des Sonnengottes Helios und Sohn des Königs Kreon hängt mehr als nur das.

Medea, die bis zum Wahnsinn liebende Frau, die ihre zwei Söhne aus Rache an ihrem Ehemann ermordet. Euripides zeichnet in seiner Tragödie ein Medea-Bild, welches keineswegs auf die Kindsmörderin beschränkt ist. Medeas Herkunft als Enkelin des Sonnengottes Helios wird thematisiert, so entkommt sie doch nach ihrer blutigen Tat mit dem Sonnenwagen. Außerdem ist sie eine Zauberin. Auf vielen bildlichen Darstellungen ist Medea als Heilerin, Pharmakologin und Magierin zu sehen und kann so beispielsweise auch Lebewesen verjüngen. Bei Euripides greift Medea auf ihre Fertigkeiten auf diesem Gebiet zurück, indem sie ihre Rivalin Glauke und deren Vater Kreon durch ein vergiftetes Geschenk, ein Kleid und ein Kopfschmuck, ermordet. Aber die Figur Medea setzt sich in Euripides‘ Tragödie nicht nur aus ihrer Herkunft und ihren übernatürlichen Fähigkeiten zusammen: Medeas menschliche Seite spielt die weit größere Rolle für ihr Handeln und ihre Entscheidungen. Ihre leidenschaftliche Liebe zu Jason, die sie nicht nur zum Kindsmord treibt, sondern auch in der Vergangenheit des Paares schon Opfer forderte, treibt das Geschehen voran. Medea betrügt ihren Vater und bringt ihren Bruder um und zerstückelt ihn, um Jason zu seinem rechtmäßigen Machtanspruch in seinem Heimatland und zur gemeinsamen Flucht zu verhelfen. Auch dem unrechtmäßigen Herrscher von Jasons Heimat Jolkos, Pelias, wird die List Medeas zum Verhängnis: Unter dem Vorwand eines Verjüngungszaubers bringt sie Pelias‘ zwei Töchter dazu, ihren Vater zu zerstückeln und zu kochen, mit dem Ergebnis, dass er nicht, wie das zuvor zu Demonstrationszwecken von Medea gekochte Lamm, wieder aus dem Kessel herausspringt.
Zusammengefasst ist sie eine komplexe Person, die durch ihre Vielfalt an Facetten das Geschehen beeinflusst und verändert.